Neue Studiendaten vom ESMO 2025: Immuntherapie bringt erstmals Überlebensvorteil beim platinresistenten Eierstockkrebs
Im Mai 2025 gab es bereits eine Pressemitteilung zu den ersten Studienergebnissen der ENGOT-ov65/KEYNOTE-B96-Studie, am Wochenende wurden bei dem ESMO Kongress in Berlin nun die aktuellsten vielversprechenden Ergebnisse vorgestellt. Diese internationale Phase-III-Studie untersuchte, ob die Kombination aus Pembrolizumab (einem Immuncheckpoint-Inhibitor) und Paclitaxel (einem Chemotherapeutikum), mit oder ohne Bevacizumab (einem Angiogenese-Hemmer), das Überleben von Patientinnen mit platinresistentem Eierstockkrebs verlängern kann.
Die Ergebnisse zeigen: Zwar fiel der Zugewinn beim progressionsfreien Überleben (PFS), also der Zeit, bis die Erkrankung weiterwächst, mit rund 2 Monaten eher klein aus, aber dieser Unterschied war klinisch relevant. Entscheidend ist jedoch der signifikante Vorteil im Gesamtüberleben (OS): Patientinnen, deren Tumoren PD-L1-positiv waren (ein Marker für Ansprechen auf Immuntherapie), lebten im Durchschnitt 18,2 Monate gegenüber 14,0 Monaten in der Vergleichsgruppe, die nur Chemotherapie erhielt.
Das bedeutet: Erstmals konnte bei dieser schwierigen Erkrankung, bei der bisherige Therapien oft nur kurzfristig wirken, ein echter Überlebensvorteil durch eine Immuntherapie gezeigt werden – und das in einer nicht vorselektierten Patientinnengruppe.
Auch das Sicherheitsprofil der Kombinationstherapie war insgesamt vertretbar, obwohl Nebenwirkungen ab Grad 3 bei etwa zwei Dritteln der Patientinnen auftraten. Besonders bemerkenswert: Der Überlebensvorteil zeigte sich unabhängig davon, ob zusätzlich Bevacizumab gegeben wurde oder nicht.
Fachleute werten diese Daten als möglichen Wendepunkt in der Behandlung des platinresistenten Eierstockkrebs. Bisher war die Wirksamkeit von Immuntherapien in dieser Krebsart begrenzt. Nun könnte sich das ändern, insbesondere für Patientinnen mit PD-L1-positiven Tumoren.
Trotzdem betonen Expertinnen wie Dr. Rebecca Kristeleit (London), dass die Ergebnisse mit Vorsicht interpretiert werden sollten. Der klinische Nutzen müsse gegen mögliche Nebenwirkungen und Kosten abgewogen werden. Auch bleibt offen, ob die Kombination künftig zugelassen wird oder nur für bestimmte Untergruppen empfohlen werden kann.
Abschließend wurde in Berlin auch über zukünftige Kombinationstherapien gesprochen: sogenannte Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADCs) könnten in Zukunft gemeinsam mit Immuntherapien eingesetzt werden und somit eine weitere Hoffnung für Patientinnen mit dieser schwierigen Tumorform bieten.
Quelle: ESMO Kongress Report (der Artikel ist auf Englisch)