Author: Jessica Nguyen

Keine Wirkung bei Eierstockkrebs: Entwicklung von Nemvaleukin wird gestoppt

Im März 2025 veröffentlichte das Unternehmen Mural Oncology enttäuschende Neuigkeiten für Patientinnen mit platinresistentem Eierstockkrebs.

Die internationale Phase-3-Studie ARTISTRY-7 hatte untersucht, ob eine Kombination aus zwei Immuntherapien – Nemvaleukin und Pembrolizumab – wirksamer ist als eine Standard-Chemotherapie. Leider zeigte sich in einer Zwischenanalyse: Die Kombinationstherapie verlängerte das Überleben der Patientinnen nicht im Vergleich zur Chemotherapie.

Die mittlere Überlebenszeit betrug in der Immuntherapie-Gruppe 10,1 Monate, in der Vergleichsgruppe 9,8 Monate – ein sehr geringer und somit kein statistisch relevanter Unterschied. Deshalb wurde die Studie vorzeitig gestoppt und die Entwicklung des Medikaments für diese Krebsform eingestellt.

Was ist Nemvaleukin?

Nemvaleukin ist ein experimentelles Medikament, das ursprünglich entwickelt wurde, um das Immunsystem gezielt gegen Tumorzellen zu aktivieren – ohne die starken Nebenwirkungen herkömmlicher Immunaktivatoren. Es wurde bereits in mehreren Studien erprobt, unter anderem bei schwarzem Hautkrebs (Melanom). Auch dort blieben die erhofften Therapieerfolge aus.

Konsequenzen: Firma stellt Entwicklung ein

Wenige Wochen nach den ersten Ergebnissen kündigte Mural Oncology an, die gesamte klinische Entwicklung von Nemvaleukin zu beenden – auch bei anderen Krebsarten wie dem Melanom. Zugleich plant das Unternehmen eine drastische Umstrukturierung, was den Abbau von Arbeitsplätze betrifft und eventuell den Verkauf oder eine Fusion mit einem anderen Unternehmen.

Bedeutung für Patientinnen

Für Patientinnen mit platinresistentem Eierstockkrebs bleibt die Behandlung weiterhin eine große Herausforderung – neue Optionen sind dringend notwendig. Trotz dieser Enttäuschung ist die Studie ein wichtiger Beitrag zum besseren Verständnis, warum manche Krebsarten, wie Eierstockkrebs, so schwer auf Immuntherapien ansprechen.

Quelle: Mural Oncology Pressemitteilung 1  und Pressemitteilung 2 (die Artikel sind auf Englisch)

Positive Studienergebnisse der ROSELLA Studie!

Am 31. März veröffentlichte die Firma Corcept eine Stellungnahme zu den Studienergebnissen der ROSELLA-Studie.

Die ROSELLA-Studie ist eine Phase-3-Studie, die die Wirksamkeit von Relacorilant* in Kombination mit nab-Paclitaxel bei Patientinnen mit platinresistentem Eierstockkrebs untersucht hat. Die Studie hat ihren primären Endpunkt erreicht, was bedeutet, dass die Kombinationstherapie das Fortschreiten der Krankheit im Vergleich zur alleinigen Behandlung mit nab-Paclitaxel signifikant verzögert hat. Die Kombinationstherapie führte zu einer 30%igen Reduktion des Risikos für Krankheitsprogression oder Tod im Vergleich zur alleinigen Behandlung mit nab-Paclitaxel. Zudem wurde die Therapie gut vertragen, ohne zusätzliche systemische Nebenwirkungen.

Diese Ergebnisse sind besonders bedeutsam, da platinresistenter Eierstockkrebs schwer zu behandeln ist und es nur begrenzte Therapieoptionen gibt. Die Kombinationstherapie könnte somit eine neue Behandlungsoption für betroffene Patientinnen darstellen. Weitere Details und Ergebnisse der Studie werden voraussichtlich auf kommenden medizinischen Konferenzen präsentiert.

Weitere Details zur Studie und ihren Ergebnissen sind auf der offiziellen Website von Corcept Therapeutics verfügbar.

Quelle: Corcept (der Artikel ist auf Englisch)

*​Relacorilant ist ein neuartiges Medikament, das derzeit in klinischen Studien untersucht wird. Es gehört zur Klasse der sogenannten selektiven Glukokortikoidrezeptor-Modulatoren (SGRM). Das bedeutet, dass es gezielt den Glukokortikoidrezeptor blockiert, an den das Stresshormon Cortisol bindet. Cortisol spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Entzündungen, dem Stoffwechsel und der Immunantwort. Ein Übermaß an Cortisol kann jedoch das Wachstum von Krebszellen fördern und die Wirksamkeit bestimmter Chemotherapien beeinträchtigen. Durch die Blockade des Glukokortikoidrezeptors kann Relacorilant helfen, die negativen Auswirkungen von überschüssigem Cortisol zu reduzieren und so die Behandlung von unter anderem bestimmten Krebsarten zu unterstützen.

Finale Studienergebnisse der INNOVATE-3 Studie

Im August 2023 berichteten wir bereits die Zwischenergebnisse der INNOVATE-3 Studie, jetzt im Februar 2025 wurden die finalen Studienergebnisse im European Journal of Cancer veröffentlicht.

Was wurde untersucht?

Die internationale Phase-3-Studie ENGOT-ov50/GOG-3029/INNOVATE-3 untersuchte, ob eine spezielle elektrische Feldtherapie die Behandlung von Patientinnen mit fortgeschrittenem, platinresistentem Eierstockkrebs (Patientinnen, deren Krankheit nach einer platinbasierten Chemotherapie innerhalb von sechs Monaten zurückgekehrt war) verbessern kann.

Die Patientinnen wurden in zwei Gruppen eingeteilt:

  • Eine Gruppe erhielt die übliche Chemotherapie mit Paclitaxel (PTX).
  • Die andere Gruppe erhielt zusätzlich eine sogenannte Tumor-Therapiefeld-Behandlung (TTFields) mit dem NovoTTF-200(O)-System.

Diese TTFields-Technologie erzeugt elektrische Felder, die das Wachstum von Krebszellen hemmen sollen. Die Patientinnen trugen dabei Elektroden auf Bauch und Becken und sollten die Therapie möglichst 18 Stunden pro Tag anwenden.

Insgesamt wurden 558 Patientinnen im Rahmen dieser Studie behandelt.

Hauptergebnis: Kein Vorteil für die Gesamtgruppe

In der finalen Analyse bestätigte sich leider das Zwischenergebnis. Die Studiendaten zeigen insgesamt keinen verbesserten Überlebensvorteil für Patientinnen, die zusätzlich zur Chemotherapie TTFields nutzten. Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Studie zeigte, dass die TTFields-Therapie keine neuen Sicherheitssignale oder zusätzlichen systemischen Nebenwirkungen verursachte. Das bedeutet, dass die Behandlung gut verträglich war und keine unerwarteten gesundheitlichen Risiken mit sich brachte.

Unerwarteter Lichtblick: Bestimmte Patientinnen könnten profitieren

In einer nachträglichen Analyse der Studiendaten zeigte sich jedoch eine interessante Entdeckung: Patientinnen, die zuvor keine Behandlung mit pegyliertem liposomalem Doxorubicin (PLD) erhalten hatten, lebten unter TTFields-Therapie länger als mit Chemotherapie allein (16,0 vs. 11,7 Monate).

Was bedeutet das für Betroffene?

Diese Erkenntnis könnte darauf hindeuten, dass TTFields für eine bestimmte Patientinnengruppe eine wirksame Ergänzung sein könnte. Es braucht jedoch weitere Forschung, um diesen Zusammenhang besser zu verstehen.

Die Studie zeigt, wie wichtig es ist, verschiedene Untergruppen innerhalb der Patientinnenpopulation genauer zu analysieren. Während TTFields nicht für alle Patientinnen einen Vorteil brachte, könnte es für eine gezielte Gruppe eine neue Behandlungsoption sein.

Quelle: European Journal of Cancer

N-PLUS Studie in Deutschland gestartet!

Erste klinische Studie N-PLUS zur Verringerung der Chemotherapiedauer und Nebenwirkungen bei Frauen mit Eierstockkrebs, Eileiterkrebs und Bauchfellkrebs gestartet

Unter der Leitung von Jalid Sehouli vom Europäischen Kompetenzzentrum für Eierstockkrebs (EKZE) der Berliner Charité startet die bahnbrechende klinische Studie N-PLUS. Diese Phase-II-Studie untersucht, wie die Chemotherapiedauer bei Frauen mit Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom), Eileiterkrebs (Tubenkarzinom) und Bauchfellkrebs (primäres Peritonealkarzinom) im FIGO-Stadium III/IV nach einer optimalen Debulking-Operation, bei der keine sichtbaren Tumorknoten zurückgeblieben sind (makroskopisch Tumor-frei), verkürzt werden kann, um gleichzeitig die Nebenwirkungen zu verringern.

Die N-PLUS-Studie (A Phase II randomized, open label non-inferiority study of NiraParib maintenance after 3 vs. 6 cycles of platinum-based chemotherapy in completeLy debUlked advanced HRDpositive high-grade ovarian cancer patientS in first line therapy) wird im Rahmen des Europäischen Studiennetzwerks ENGOT (European Network for Gynaecological Oncological Trial Groups) durchgeführt.

Die Randomisierung der Patientinnen kann bis zum Beginn des zweiten Therapiezyklus erfolgen, der gewöhnlich im Abstand von drei Wochen verabreicht wird. Die Studie schließt Patientinnen ein, die entweder 3 oder 6 Zyklen der Standardchemotherapie mit Paclitaxel und Carboplatin erhalten. Anschließend erfolgt eine zielgerichtete Anschlusstherapie mit Niraparib, einem PARP-Inhibitor, der speziell für Patientinnen mit HRD-positiven Tumoren geeignet ist. Der HRD-Status (Homologe Rekombinationsdefizienz) wird durch Tests am Tumorgewebe bestimmt und bedeutet, dass Tumorzellen eine eingeschränkte Fähigkeit zur DNA-Reparatur haben, was sie empfindlicher für bestimmte Behandlungen macht.

Nicht für die Teilnahme qualifiziert sind Patientinnen, die ausschließlich mit einer Chemotherapie ohne vorherige Operation behandelt wurden, bei denen nach der Operation Tumorreste verblieben sind, sowie Patientinnen, die mit einer HIPEC-Therapie (Hypertherme intraperitoneale Chemotherapie) behandelt wurden.

Das Ziel der Studie ist es, herauszufinden, ob die Reduktion der Chemotherapie-Zyklen nach der Operation zu weniger Nebenwirkungen und einer verbesserten Lebensqualität führen kann, ohne die Wirksamkeit der Behandlung zu beeinträchtigen. Dieses innovative Konzept zur Verkürzung der Chemotherapiedauer und Reduktion von Nebenwirkungen ist das erste seiner Art weltweit.

Die teilnehmenden Zentren in Deutschland können auf dem Studienportal Eierstockkrebs eingesehen werden, das umfassende Informationen zu den teilnehmenden Kliniken und Studienstandorten bietet.